Heute sollte klappen, was gestern so in die Hose ging. Sogar der Loneley Planet läuft wieder und auch wenn nur eine Seite über Yichang bzw. den Staudam zu finden ist, so die entscheidene – wie fahre ich mit dem Bus zum Drei-Schluchten Staudamm?
Da Katrin noch schlief, nutzte ich die Zeit mir die Infos rauszusuchen diverse Bildschirmausdrücke der Region aus Google-Maps zu fotografieren (Toll, sie sind in Deutsch UND in Chinesisch). Danach ging ich gegenüber langsam und bestimmt über die 4 spurige Straße um jedem Auto zu zeigen, dass ich nicht aufzuhalten bin (immer mit Blickkontakt zum Fahrer als Absicherung, dass er mich auch sieht und im Schatten anderer Mitläufer, damit sie zuerst erwischt werden).
Am Fernbusbahnhof gibt es einen Zugticketschalter wo man für 5 Yuan Gebühr Zugtickets kaufen kann um sich die 40 Minuten Busfahrt zum Bahnhof zu sparen.
Leider hatte ich nicht die Reisepassnummer von Katrin dabei, so dass auf dem Ticket die Nummer des Personalausweis eingetragen wurde. Lieber schon mal Sitzplätze für den einzigen Zug morgen nach Shanghai haben – ändern können wir dann immer noch.
Dann kaufte ich 2 Tickets nach Maoping, wie die Stadt am Dreischluchtendamm heißt. Segui heißt die Gemeinde drumherum und ich verstand, warum wir mit unserem Handy nur auf Unverständnis stießen bei unserem Versuch ein Taxi nach Segui zu bekommen.
Jetzt mußten wir dem Busfahrer nur noch sagen, dass wir zwar Tickets nach Maoping haben, er uns aber vorher in Balu Chezan rauswirft. Wo immer das sein mag, in Google Maps findet man es nicht.
Der Damm ist in 2 Abschnitten 2,3 km Kilometer lang, 185 Meter hoch, an der Spitze 14 Meter breit und an der Basis 124 Meter breit.
Die Länge, nicht die Höhe macht ihn zum Größten der Welt.
Die Idee für den Damm zur Energiegewinnung gab es schon vor 100 Jahren aber das Projekt war immer umstritten. Letztlich eine Abwägung: 18 Atomkrakftwerke oder ein Damm. Ein weiterer Vorteil ist das die Überschwemmungen des Jangtse mit zig tausenden Toten in der Vergangenheit jetzt nicht mehr vorkommen können.
Ich stelle mir dabei immer einen Projektleiter vor, wie er vorstellt: „Wir müssen 14 Städte woanders aufbauen, 1,5 Mio. Menschen zwangumsiedeln, den Jangtse 90m höher im Wasserspiegel akzeptieren und der Damm muss halten. Ansonsten gibt es eine Katastrophe, speziell Yichang mit seinen über 4 Mio. Einwohner (also eine kleine Stadt) und was im dichtbesiedeltem Jangtse-Delta dahinter noch so kommt, ist ansonsten weg.“
Die ökologischen Probleme/Änderungen sind noch nicht absehbar, der Jangtse Delphin ist als erste Walart ausgestorben und das Militär war aus Sicherheitsgründen (mögliches Angriffziel) gegen den Bau.
Der Bau ist aber von der chinesischen Führung in der bisher knappsten Abstimmung befürwortet worden und alle die sich kritisch zum Bau äußerten wurden zum Schweigen gebracht. Jedenfalls wurde er gebaut und steht.
Er ist Erdbebensicher bis Stärke 7 (stimmt es dass in der neulich in der Naehe ein Erdbeben der Stärke 8 war?).
Er hat angeblich ein paar Risse, die nicht weiter kritisch sind aber er ist sehr beeindruckend – hoffentlich hält er.
Nachdem uns der Busfahrer an einer Kreuzung kurz hinter einer Brücke bescheid auszustiegen ließ, gingen wir durch einen Park an das Jangtse-Ufer und spazierten Richtung Staudamm.
Dabei wurden wir mangels Schatten systematisch gekocht und wir fragten uns, ob unsere 2 Liter Wasser ausreichen. Jetzt wissen wir, warum die Provinz Hebei als eine der 3 Höllenöfen des Landes gilt. Wie muss es hier im Sommer sein? Ca. 5 km vom Staudamm entfernt gibt es außer wenigen Anglern am Ufer nichts bzw. niemanden.
Ca. 2 km vor dem Damm änderte sich dies, als wir am Besucherzentrum mit den Bussen der Pauschaltouristen ankamen.
Wir waren froh, deckten uns mit Wasser ein und ich kaufte mir die Yichang-Empfehlung (Kartoffeln mit Chilli) des Reisefuehrer bei der Frau, die mich am Wenigsten zum Kaufen „bedrängte“ bzw.angeschrien hatte.
Da man am Ufer nicht weiterkam und die Busse auf einer Strasse weiter Richtung Damm fuhren, entschlossen wir uns, diese leider schattenfeie Strasse weiterzulaufen.
Unglaublich, von den paar Tourisenbussen gab es niemanden auf dieser 4spurigen Strasse.
Zufällig kam wenig später ein Linienbus, der in die Richtung Damm fuhr, so dass wir auf gut Glück zustiegen. Nach keinigen Kontrollpunkten erreichten wir die Endhaltetstelle im wirklichen Balu Chezan, einer Ansammlung weniger Häuser.
Wir wurden von diversen Motorradtaxen belagert, die wir nach der Wuchererfahrung gestern alle ausschlugen (wir wussten ja selber nicht wo wir hinwollten) und sind eine Strasse den Berg hochgegangen.
Diese endete nach nach ca. 500m in einer Sackgasse wo gerade ein Besucherplattform gebaut wird sowie einer gerade fertiggestellten Treppe zu einem 60m hoeher gelegenem Aussichtspavillion.
Irritiert waren wir, als eine Frau auf der Strasse „Eintritt“ von uns wollte und wir fragten nach Tickets. Es gab nirgendwo ein Preisschild oder ähnliches? Da wir keine Anzeichen für einen offiziellen Eintritt fanden oder dass sie eine offizielle Angestellte sein könnte, gingen wir die Treppe einfach weiter hoch zu dem Pavillion.
Oben standen wir direkt neben dem Damm (lediglich ein kleiner Huegel verbirgt die direkte Sicht auf den Damm – aus Sicherheitsgründen?).
Wir genossen die Aussicht uns schossen 1000nde Fotos.
Irgendwann war die „Eintritts“-Frau wieder da und hatte 2 Zettel in der Hand, von denen sie behauptete, dass es Tickets seien. So kauften wir nach diversen Hin und her für 20 Yuan 2 Zettel (Tickets oder irgendwas anderes?).
In einer Ecke ging ein kleiner Waldfußweg vorbei an einem Grab zu einem verschlossenem Hintertor einer anderen Besucherterasse.
Von hier konnte man fast die Vorderseite des Damms sehen.
Zufälligerweise kam ein Frau von den unter uns liegenden Feldern und fragte, ob wir gegen Bezahlung durch das Tor wollten? Wir gaben ihr 5 Yuan und plötzlich waren wir auf der (leider völlig schattenfreien) Besucherterasse vor dem Damm.
Wir waren die einzigen europäischen Touristen. Als wir fragten ob ein Chines uns fotografieren könne, stellten sich alle anderen Touristen hinter ihm auf und machten schnell Fotos von uns vor dem Damm. Wir hätten nicht gedacht in der Mitte bzw. im westliche Teil von China so exotisch zu sein.
Katrin musste allmählich dringend zur Toilette. Da die Toiletten an den Beusucherterassen noch nicht fertiggestellt sind, gingen wir zurück zum Busterminal des Dorfes. Es war schon 17:00Uhr und wir mußten noch zurück zu unserm 30km entfernten Hotel in Yichang.
Wir liefen zur Stirnseite des Busterminals und dort gab es endlich öffentliche Toiletten. Unmittelbar vor der Toilette war ein Mann gerade dabei, eine ca. 1 m lange Schlange mit den Füßen tot zu treten.
Katrin stellte fest, dass sie auf keinen Fall auf Toilette gehen wollte, wo gerade vorher eine Schlange gefunden wurde. Mangels Alternative ging sie dann aber doch hinein und ich hatte vor der Tür „Schlangenwache“.
Ich nehme an, es war wirklich eine Giftschlange? Zumindest deutete ich die Zeichen eines Mannes so, der auf die Schlange zeigte und mit den Händen gestikulierte, das ein Biss nicht gut wäre?
Wit waren ganz froh, dass er einen Ziegelstein auf die Schlage fallen ließ und nachdem sie sich noch mal aufbäumte zerschlug er den Kopf mit einem anderen Stein. Als die Schlange sich nicht mehr bewegte, nahm er sie mit einem Stock auf und schmiss sie in einen Müllhaufen.
Nach unserer Rückkehr
in Yichang sind wir noch in ein Restaurant gegagen wo Katrin wieder mal erfolglos vegetarisches Essen bestellte – diesmal bekam sie kleine Fische.
Ein schöner und überraschend problemfreier Tag ging zu Ende.